Merkel und das Bundeskabinett haben Recht

Wie wir feststellen können, läuft die Impfkampagne jetzt richtig an. Nachdem es in den vergangenen Wochen eher schleppend vor sich ging, scheint jetzt „drive“ in die Sache gekommen zu sein. Nach der Aussage von Gesundheitsminister Spahn vom 14.4.2021 werden zurzeit täglich etwa 500.000 Menschen geimpft und zwar in Impfzentren oder durch die Haus-und Betriebsärzte. Dabei stellt sich die Frage: Ist das ausreichend, um das Versprechen, dass die Bundeskanzlerin vor einiger Zeit abgab, wonach jeder, der sich impfen lassen will, noch vor dem 26.September 2021 -Tag der Bundestagswahl- einen Impftermin bekommen hat, zu halten? Dabei wird man diese Aussage seriöser weise so verstehen müssen, dass dieser Impftermin auch noch vor der Bundestagswahl liegen wird. Allenfalls könnte sich die Zweitimpfung noch ein wenig nach hinten ziehen.

Kann das wirklich nach dem langsamen Impfanlauf noch gelingen oder ist der Zug schon abgefahren?

Um diese Frage zu beantworten, muss man sich ein paar Zahlen ins Gedächtnis rufen. In Deutschland leben etwa 83 Millionen Menschen. Man geht davon aus, dass sich von diesen etwa 25% nicht wollen impfen lassen. Das bedeutet: Etwa 63Millionen Impfwillige wären vorhanden. Von diesen muss aber die Zahl der Kinder und Jugendlichen abgezogen werden, die aufgrund ihres Alters nicht geimpft werden können (sollen). Dies sind ca. 8Millionen. Also verleiben 55Millionen zu impfende Personen. Von diesen haben etwa 5 Millionen schon beide Impfungen erhalten, weitere ca. 10Millionen sind einmal geimpft worden. Berücksichtigt man, dass jede Person zweimal geimpft werden muss, dann erfordert dies 90Millionen Impfungen weiterhin.

Gehen wir von 500000 täglichen Impfungen, wie das zurzeit der Fall ist, aus und nehmen 26 Impftage pro Monat an (sonntags wird nicht geimpft), dann ergäben sich 13Millionen monatlich. Bei einer noch verbleibenden Zeit von fünfeinhalb Monaten bis zur Bundestagswahl würde das nicht reichen, um Merkels Versprechen zu erfüllen. Denn man käme nur auf 71500000 Impfungen, also zu wenig. Selbst wenn man jetzt auch sonntags impfte, würde es nicht reichen, weil man pro Monat nur 2Millionen zusätzliche Impfungen sich erarbeiten könnte.

Allerdings hat Spahn erklärt, und er liegt damit in Übereinstimmung mit den anderen Verantwortlichen, dass insbesondere durch den erweiterten Einsatz der Hausärzte und Betriebsärzte, die tägliche Impfzahl erheblich gesteigert werden könnte. Zwar wurde eine konkrete Zahl nicht genannt, doch verdeutlicht das Wort „erheblich“ schon eine Steigerung von mindestens 100000 bis 200000 pro Tag. Unterstellt man diese Entwicklung und nimmt eine noch leicht weitergehende Steigerung im Lauf der Zeit an, so erwiese sich Merkels Voraussage als zutreffend. Auch unter Berücksichtigung, dass eine solche Impfzahlerhöhung nicht von einem Tag auf den anderen erfolgen würde. Bei 700000 pro Tag käme man auf ca. 18 Millionen Impfungen pro Monat, unter Beachtung eines weiteren wöchentlichen Ruhetages, also auf knapp 100Millionen Impfungen bis zur Bundestagswahl. Zum selben Ergebnis kommt man, wenn man 600000 Impfungen täglich unterstellt, aber sonntags auch impft.

Also: Merkels und Scholz Aussage: Jeder, der will, kann bis zur Bundestagswahl geimpft sein oder hat zumindest einen zeitnahen Impftermin, ist korrekt und nachvollziehbar nachzurechnen.

Das hat aber ebenfalls zur Folge, dass wir zu diesem Zeitpunkt eine sog. Herdenimmunität haben werden, so dass sich unser Leben wieder normalisieren wird.

Alles dies steht aber unter dem Vorbehalt, dass nichts Entscheidendes dazwischen kommt, wie z.B. ein größerer und längerer Ausfall der Impfstoffproduktion oder der Impfstofflieferung oder eine weitaus größere Zahl der Impfwilligen.

Also sind Merkels und Scholz´s Aussagen belastbar und nicht heiße Luft!